Skip to main content

Warum das innere Kind so wichtig ist – und wie es hilft, sich selbst besser zu verstehen

Viele fragen sich irgendwann: Warum sollte ich mich mit meiner Kindheit beschäftigen? Ich bin doch erwachsen!
Klingt logisch und trotzdem zeigt sich in der psychologischen Praxis immer wieder: Die Vergangenheit läuft oft mit, auch wenn man sie längst hinter sich glaubt.

Das sogenannte innere Kind beschreibt jene Anteile in uns, die frühe Erfahrungen, Emotionen und Prägungen gespeichert haben. Es ist der Teil, der sich freut, staunt und lacht aber auch der, der sich zurückzieht, wenn alte Wunden berührt werden.

Was steckt hinter dem Konzept des inneren Kindes?

Die Psychotherapeutin Luise Reddemann beschreibt das innere Kind als den Teil in uns, der unsere Erinnerungen, Gefühle und Erfahrungen aus der Kindheit bewahrt. Dieser Anteil ist neugierig, offen und spontan aber eben auch verletzlich, ängstlich oder wütend.

Auch Carl Gustav Jung sprach von inneren Anteilen oder Archetypen, die das Selbst ausmachen. Das innere Kind steht dabei für alles, was uns als Kind geprägt hat, von den liebevollen Momenten bis zu jenen, in denen man sich klein und hilflos fühlte.

Und wenn heute im Erwachsenenleben plötzlich Wut oder Scham überreagieren, dann meldet sich oft genau dieser alte Anteil zu Wort.

Warum es Sinn ergibt, sich mit dem inneren Kind zu beschäftigen

Die Verbindung zum inneren Kind zu verstehen, hilft dabei, alte Muster zu erkennen.
Wer immer wieder zu streng mit sich ist, übermäßig leisten will oder Nähe meidet, reagiert oft aus alten Schutzstrategien heraus.

Wie Stefanie Stahl schreibt:

„Nur wer sein inneres Kind kennt, kann als Erwachsener wirklich frei und selbstbestimmt leben.“

Diese Arbeit bedeutet also nicht, in der Vergangenheit zu wühlen, sondern zu verstehen, warum bestimmte Gefühle und Reaktionen heute noch auftauchen und wie man sie liebevoll verändern kann.

Fünf Wege, das innere Kind besser kennenzulernen

  1. Erinnerungen zulassen:
    Manchmal lohnt sich ein Blick zurück. Welche Situationen oder Erlebnisse tauchen immer wieder auf? Welche Gefühle begleiten sie?

  2. Gefühle ernst nehmen:
    Alte Emotionen sind nicht gefährlich. Sie wollen gesehen werden. Wer lernt, sie zu benennen, schafft bereits innere Ordnung.

  3. Muster erkennen:
    Vielleicht tauchen immer dieselben Konflikte auf – in Beziehungen, im Job oder mit sich selbst. Das kann ein Hinweis auf alte Kindheitsdynamiken sein.

  4. Unterstützung annehmen:
    Diese Arbeit gelingt leichter mit Begleitung. Psychosoziale Beratung oder Coaching bieten Raum, die eigenen Themen in sicherem Rahmen zu erforschen.

  5. Gut für sich sorgen:
    Das innere Kind braucht Zuwendung, nicht Perfektion. Genug Schlaf, Bewegung, Musik, Freundschaften – kleine Dinge mit großer Wirkung.

Heilen heißt, sich selbst wieder ernst nehmen

Viele tragen alte Überzeugungen mit sich herum:

Ich bin nicht wichtig.
Ich darf keine Schwäche zeigen.
Ich muss stark sein.

Diese Sätze sind oft Überlebensstrategien aus der Kindheit. Sie haben damals geschützt, doch heute engen sie ein. Wenn sie bewusst gemacht werden, kann sich etwas verändern.

Das Ziel ist nicht, das innere Kind „wegzumachen“, sondern es an die Hand zu nehmen – mit Verständnis, Humor und einem freundlichen Blick auf sich selbst.

Heilung heißt, sich mutig selbst zu begegnen

Das innere Kind ist kein esoterisches Konzept, sondern ein Schlüssel zu emotionaler Reife.
Wer lernt, die eigene Geschichte mit Mitgefühl zu betrachten, gewinnt mehr Ruhe, Selbstvertrauen und Lebendigkeit.

Oder, um es einfacher zu sagen:
Man versteht sich selbst besser – und das fühlt sich ziemlich gut an.